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In keiner Zeit ist es wichtiger, inspirierende Leader zu haben, als in einer großen, globalen Krise.
Und gerade in Krisen wird deutlich, wer ein wirklicher Leader ist und wer eher mit seinem Reptiliengehirn agiert.
Zu welcher Kategorie gehörst du, und was kannst du tun um dein Team sicher durch die Krise zu führen und als Leader daraus hervorzukommen? Das erfährst du in diesem Blogbeitrag.

Warum kristallisieren sich gerade in Krisen Leader heraus?
Weil zu keiner anderen Zeit die Persönlichkeit und die Werte eines Menschen besser hervorkommen als in einer Krise.
In Krisen können wir uns am wenigsten verstellen und fallen auf alte innere Verhaltensmuster zurück.
Das lässt sich am besten damit erklären, was in einer Krise in unserem menschlichen Gehirn passiert.

 

Das passiert in unserem Gehirn in einer Krise

 

Menschen sind Gewohnheitstiere, aber in einer Krise bricht Gewohntes weg, Sicherheiten brechen weg und Angst, Unsicherheit und das Gefühl von Bedrohung entsteht. Genau das ist der Zeitpunkt, bei dem das Reptiliengehirn bei uns aktiviert wird.
Das Reptiliengehirn ist der älteste und tiefliegendste Teil unseres Gehirns.
Er ist für unsere Selbsterhaltung zuständig und hat einzig und allein die Aufgabe unser Überleben zu sichern – egal wie.
Normalerweise kontrollieren unser limbisches System und unsere Großhirnrinde unser Verhalten, aber in Krisen, bei Angst oder in extrem stressigen Situationen, setzt unser logischer Verstand aus und das Reptiliengehirn übernimmt.
Und steuert uns das Reptiliengehirn werden wir schnell egoistisch, selbstbezogen, aggressiv und rücksichtslos.

 

Kampf, Flucht oder Totstellen

 

Unser Gehirn bereitet uns, angesichts der Bedrohung, auf drei Reaktionen vor:
Kampf, Flucht oder Totstellen.
Dies sind evolutionsbiologisch alte Verhaltensweisen und so auch heute noch in der Tierwelt zu beobachten: greift ein Tier das andere Tier an, kommt es entweder zum Kampf, zur Flucht oder das Tier stellt sich tot.
Dies sind die drei Verhaltensweisen, die unser Gehirn evolutionsbiologisch für Bedrohungen aller Art abgespeichert hat.

Kampf in Zeiten der Corona-Krise sieht bei uns dann so aus, dass Menschen auf die Politik schimpfen, andere beschuldigen, dass es soweit kommen konnte, in blinden Aktionismus verfallen und ohne Rücksicht auf andere, Lebensmittel und Toilettenpapier bunkern.

Flucht und Totstellen sieht so aus, dass diese Menschen sich zurückziehen, häufig stark die Medien verfolgen, eher in eine passive Lethargie verfallen und abwarten, bis sich die Situation wieder verbessert hat, in der Hoffnung, dass danach alles wieder ist, wie vorher.

Die Auswirkungen des Reptiliengehirns

 

Beide Reaktionen sind menschlich, bringen uns in einer Krise aber nicht weiter.
Das Problem ist, dass viele Menschen in Krisen im Reptiliengehirn feststecken. Solange Angst und Unsicherheit da ist, agiere ich aus diesem Teil des Gehirns.
Berühmtes Beispiel für jemand, der gerade stark mit dem Reptiliengehirn agiert und sogar noch Angst schürt, ist übrigens Donald Trump.

Handel ich verstärkt aus dem Reptiliengehirn heraus, bin ich kaum noch in der Lage Empathie zu empfinden oder durchdachte Entscheidungen zu treffen.

Als Leader muss ich aber in der Lage sein, in einer Krise schnell wieder handlungsfähig zu sein.
Das Reptiliengehirn runterzufahren und den Change aktiv anzugehen.

Raus aus der Angst, rein in Akzeptanz und Vertrauen

 

Was kann ich also tun, um das Reptiliengehirn zu deaktivieren und wieder konstruktiv handlungsfähig zu sein?
Dafür braucht es zwei Punkte:
Akzeptanz und Vertrauen.

Zuerst einmal akzeptiere das, was du nicht ändern kannst.
Egal um welche Krise es sich handelt, akzeptiere, dass es nicht mehr so sein wird wie vorher. Akzeptiere, dass jetzt Veränderung ansteht.
Akzeptiere, dass es so ist, wie es gerade ist. Situationen, die nicht in deinem Einflussbereich liegen, kannst du nur akzeptieren, ansonsten wirst du ständig damit hadern, in der Vergangenheit verweilen und dich der Chancen berauben, die so eine Veränderung mit sich bringen kann.

Wenn du die Krise akzeptiert hast, komm danach weg von der Angst, rein ins Vertrauen.
Vertrau darauf, dass du der Situation nicht hilflos ausgeliefert bist, sondern dass du aktiv etwas verändern und verbessern kannst.
Vertrau darauf, dass Krisen viele Chancen mit sich bringen und du gestärkt aus dieser hervorgehen wirst.
Vertrau darauf, dass du alles Potenzial in dir hast, um diese Krise gut zu bewältigen und dein Team sicher dadurch zu führen.

Um Akzeptanz zu üben und Vertrauen herzustellen, kannst du auch auf die Strategien aus dem letzten Blogartikel zurückgreifen. Hier der Link mit den konkreten Übungen dafür.

https://stephanie-schlueter.com/gedankenkreisen-stoppen

In dem Augenblick, wo du bei dir Akzeptanz und Vertrauen wiederhergestellt hast, lässt dein Reptiliengehirn nach und du bist wieder mit klarem Verstand und emotionaler Intelligenz einsatzbereit.

Dies geht häufig auch mit einer gesteigerten Empathie einher, was in der Folge eine große Hilfsbereitschaft anderen gegenüber hat.
Das ist das Schöne an Krisen, man sieht plötzlich, wie Menschen wieder mehr zusammenhalten, sich gegenseitig unterstützen und etwas Gutes für die Gemeinschaft tun wollen.

 

So führst du als Leader deine Mannschaft durch die Krise

 

Für dich als Führungskraft geht es jetzt darum, dein Team sicher durch diese Zeit zu führen.
Was braucht dein Team jetzt von dir?

Stell dir dafür mal vor, dass du Käptn auf einem großen Segelboot bist mit einer 50 Mann starken Besatzung.
Das Boot segelt ruhig und reibungslos durchs Meer.
Dann erhältst du von einem deiner Leute die Mitteilung, dass er ein Unwetter ausgemacht hat, auf das ihr direkt zusegelt und dem ihr nicht ausweichen könnt.
Was ist das erste, was du dann machst?
Du stellst dich der Situation und wirst sie genau analysieren. Du berechnest, wie lange es dauert bis ihr das Unwetter erreicht habt, welche Teile des Bootes ihr im Unwetter besonders schützen solltet, wie ihr die Segel setzen oder einfahren müsst, um da gut durchzukommen.
Um hier gute Entscheidungen treffen zu können besprichst du dich mit deinen wichtigsten Leuten, dem Steuermann, den Offizieren und weiteren wichtigen Funktionsträgern.
Bei deinen Entscheidungen geht es dir nicht nur darum, dass Boot sicher durch den Sturm zu führen, sondern vor allem auch darum, deine Mannschaft zu retten. Dieser Verantwortung bist du dir bewusst.
Dann trommelst du deine Mannschaft zusammen. Alle kommen an Deck und du informierst sie darüber, dass auf euch ein Unwetter zukommen wird.
Du sprichst ehrlich und offen über die wahrscheinlichen Auswirkungen und darüber, mit welchen Maßnahmen du das Unwetter durchfahren willst.
Du kannst empathisch die Sorgen und Ängste deiner Leute verstehen, sprichst sie an, aber machst deutlich, dass du den Maßnahmen, die jetzt getroffen wurden, vertraust und dir sicher bist, dass ihr es gemeinsam schaffen werdet.
Du bist dabei ruhig und souverän und gibst deiner Mannschaft damit Zuversicht und Sicherheit.
Danach gibst du klare Anweisungen, wer im Boot jetzt welche Aufgaben hat, um das Schiff gut durchs Unwetter zu bringen.
Wenn das Boot das Unwetter erreicht, bleibst du an Deck. Du ziehst dich nicht zurück in deine Kajüte, sondern arbeitest mit deiner Mannschaft oben an Deck.
Gibt es neue Erkenntnisse bezüglich des Unwetters, informierst du direkt deine Leute.
Du überprüfst immer wieder ob die getroffenen Maßnahmen auch greifen und reagierst flexibel, wenn dies nicht der Fall ist.
Wenn ihr einen Teil des Unwetters erfolgreich geschafft habt, zeigst du deiner Mannschaft auf, was ihr bereits geschafft habt, dankst ihnen für ihren Einsatz und motivierst sie durchzuhalten.
Ist das Unwetter vorbei, ist wieder Zeit für eine Analyse. Welche Schäden hat das Unwetter hinterlassen? Wie muss der Kurs nun eingestellt werden, um sicher weitersegeln zu können?
Du trommelst deine Mannschaft wieder zusammen, teilst diese Informationen, nicht ohne ein großes Dankeschön auszusprechen, für den unermüdlichen Einsatz.
Um den Erfolg zu feiern, dass ihr das Gewitter unbeschadet überstanden habt, gibt es abschließend eine große Feier an Deck für die ganze Mannschaft.

Wenn du Besatzungsmitglied auf diesem Boot wärst, wäre das ein Verhalten, dass du dir von deinem Käptn wünschen würdest?
Würdest du ihm vertrauen, dass er euch auch weiterhin gut steuern wird, egal welches Unwetter kommt?
Dann orientiere dich selber an den folgenden 9 Leitlinien, mit denen du dein Team sicher durch die Krise führst:

Die 9 Leitlinien in Krisen

 

  1. Die Situation analysieren

Du musst dich unmittelbar und schnell mit der aktuellen Situation auseinandersetzen und der Realität dabei ins Auge sehen.
Welche konkreten Auswirkungen hat die Krise gerade auf dein Unternehmen?
Wie wird die zukünftige Entwicklung sein?
Welche Maßnahmen sollten jetzt durchgeführt werden?

 

  1. Als Führungsteam Entscheidungen treffen

Starte keine Alleingänge, sondern schau, dass ihr euch im Topmanagement formiert mit Beteiligten aus den einzelnen Bereichen um gemeinsam die notwendigen Entscheidungen zu treffen.

 

  1. Verantwortung übernehmen

Neben der Verantwortung für den Erfolg des Unternehmens hast du auch die Verantwortung für deine Mitarbeiter.
Dienen deine Entscheidungen nur dem Erfolg der Firma oder hast du deine Mitarbeiter im Blick und handelst verantwortungsvoll für sie?
Übernimm Verantwortung für die Entscheidungen, die getroffen oder auch nicht getroffen wurden und schiebe nicht die Schuld auf andere.

 

  1. Frühzeitig und offen kommunizieren

Um den Ängsten und Sorgen deiner Mitarbeiter und Kunden zu begegnen, ist eine frühzeitige und transparente Kommunikation wichtig.
Erkenne offen die Krise an, zeige Empathie und Mitgefühl und lege die Strategie dar, die die Firma nun fährt.
Wichtig ist, dass du ehrlich und offen kommunizierst. Das schafft Sicherheit und Vertrauen, und das ist genau das, was deine Mannschaft nun braucht. Wenn du zu spät informierst und zu wenig kommunizierst, verlieren Menschen das Vertrauen in dich.

 

  1. Klare Maßnahmen und Strategien mitteilen

Während wir Menschen in der Regel im Job uns über viel Gestaltungsspielraum und selbstbestimmtes Arbeiten freuen, ist es in der Krise anders.
In der Krise erwarten wir genau das Gegenteil.
Einen Leader, der die Geschicke der Firma mit ruhiger Hand und klaren Entscheidungen durch das Unwetter lenkt und uns den Weg aus der Krise zeigt.
Teile daher klar die Maßnahmen und Strategien mit, die ihr nun fahren werdet und verteile dementsprechend die Aufgabenpakete.

  1. Präsent sein

Als Leader bist du präsent bei deinem Team. Entweder direkt vor Ort oder per Videokonferenz oder, je nach Führungsebene, auch per Videobotschaft mit einer Nachricht fürs Gesamtunternehmen. Das ist persönlicher, vertrauenserweckender und erreicht dein Team viel stärker als eine schriftliche Nachricht. Jetzt braucht dein Team mehr denn je deine Präsenz und Anwesenheit.

 

  1. Ruhe und Zuversicht ausstrahlen

Denk dran, Menschen sind in Krisen automatisch erstmal im Reptiliengehirn, sind unsicher und ängstlich. Um sie daraus zu holen, ist es wichtig, dass du Ruhe und Zuversicht ausstrahlst, dass du an eure Maßnahmen zur Bewältigung der Krise glaubst. So bekommen Menschen Vertrauen, und auch ihr Reptiliengehirn fährt runter.

  1. Überprüfung der neuen Strategie

Überlege dir ein Reportingsystem für die neu getroffenen Ziele und Maßnahmen und setz dich mit den Entscheidungsträgern regelmäßig zusammen, um zu prüfen, ob ihr noch auf Kurs seid oder an eurer Strategie etwas ändern müsst.

  1. Dank aussprechen und Erfolge feiern

Eine Krise kann man nur bewältigen, wenn die ganze Mannschaft mitzieht und sich dafür einsetzt.
Daher vergiss nicht, dich zwischendurch immer wieder bei deinem Team zu bedanken und ihren Einsatz und Loyalität wertzuschätzen. Am Ende der Krise ist es Zeit zu feiern, wie auch immer du das umsetzen magst.

Das waren die 9 Leitlinien an denen du dich im Krisenmanagement orientieren kannst.
Um diese Leitlinien allerdings gut auszufüllen, ist deine Haltung entscheidend.
Deine Haltung entscheidet darüber, ob Menschen dir vertrauen und loyal zu dir stehen.

Deine Haltung entscheidet

 

Wir schenken Menschen Vertrauen, die authentisch und ehrlich sind, die sich nicht verstellen, sondern echt und sich selbst treu sind, indem sie auch über eigene Erlebnisse und Emotionen sprechen und zu dem stehen, was sie sagen.
Wir vertrauen Menschen, die empathisch sind, die die Situation anderer Menschen nachempfinden können und ihre Handlungen auch darauf abstimmen.
Wir vertrauen Menschen, die in Krisen noch Chancen sehen und mit Ruhe und Souveränität nach Lösungen statt Problemen suchen.
Menschen werden zu Leadern, wenn sie ihre eigenen Bedürfnisse hinten anstellen um das zu tun, was getan werden muss, um ihre Mannschaft sicher durch die Krise zu führen.
Wenn du dir das zu eigen machst, ist das Ergebnis das Vertrauen und die Loyalität deines Teams.

Schon Peter Drucker, einer der Pioniere des modernen Managements, hat gesagt: „Leadership ist ein Schlechtwetterjob“ – bei ruhiger See kann jeder ein Boot steuern, erst bei Schlechtwetter ist wirkliche Führungsstärke gefragt.
Du hast nicht in der Hand ob du in eine Krise steuerst oder wie lange die Krise dauert. Aber du hast es in der Hand, wie du damit umgehst und wie du wahrgenommen wirst.
Deswegen entscheide dich heute dazu, dein Team sicher durch die Krise zu führen und als Leader aus der Krise hervorzukommen.
Denn Leader werden in Krisen geboren.

Was ist dein größtes Learning aus dem Artikel?
Hinterlass mir gerne einen Kommentar.



Episodenbild: Photo by Quino Al on Unsplash

 

 

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