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Jour Fixe oder das Führungsprinzip „Meine Tür steht immer offen“? Darum geht es in diesem Blogartikel.

Hast du diesen Satz schon einmal gehört:
„Meine Tür steht immer offen für mein Team. Wenn meine Mitarbeiter Probleme oder Fragen haben, können sie jederzeit zu mir kommen.“?
Ein Satz der sich erstmal richtig gut anhört.
Klasse, da ist eine Führungskraft, die immer für ihre Mitarbeiter da ist.
Aber diese vermeintlich tolle Haltung hat einige nicht so schöne Auswirkungen.

 

Regelkommunikation oder „offene Tür“?

 

Interessanterweise kriege ich diesen Satz immer wieder zu hören, wenn ich Führungskräfte frage, welche Regelkommunikation sie bei ihrem Team eingeführt haben.
Ob sie z.B. wöchentliche Teammeetings haben und einen Einzel-Jour-Fixe mit jedem Mitarbeiter.
Welche Formen der regelmäßigen Kommunikation haben sie eingeführt?

Genau bei dieser Frage kommt dann oft die Antwort: „Nee, das habe ich nicht, aber das brauchen wir auch nicht, weil meine Tür steht ja immer offen für meine Mitarbeiter.“

 

Das erste Problem

 

Und damit haben wir schon das erste Problem.
Der große Vorteil von einem regelmäßigen Jour Fixe-Termin mit einem Mitarbeiter, ist, nicht nur mitzukriegen, wo der Mitarbeiter gerade inhaltlich steht, wie die Projekte oder Aufgaben laufen, sondern bei diesem Termin eine Beziehung zum Mitarbeiter aufzubauen.
Mitzubekommen wie es ihm geht, Interesse zu zeigen, ihn wertzuschätzen und zu loben. Mitzukriegen, was er braucht, damit er gut arbeiten kann und seine Motivation erhalten bleibt.
All dies bekommst du optimal in einem Einzel-Jour Fixe mit.

 

Deine Mitarbeiter kommen nicht zu dir

 

Hast du aber die Haltung, „es läuft ja gut, und wenn irgendwas ist, sollen die Mitarbeiter zu mir kommen“, nimmst du dir eine große Chance.
Und seien wir mal ganz ehrlich, glaubst du wirklich, dass deine MA jedes Mal zu dir kommen würden, wenn es ihnen nicht gut geht, wenn sie etwas stört.
Glaubst du das? Ich nicht.
Die Hemmschwelle dafür ist viel höher, als wenn sie eh einen Termin habe, bei dem sie von ihrer Führungskraft gefragt werden, wie es ihnen geht.
Bei regelmäßig stattfindenden Einzelterminen wirst du viel mehr von deinen Mitarbeitern mitbekommen, als bei dem Prinzip „offene Tür“, weil, wenn dann jemand kommt, ist es meistens schon 5 vor 12.

 

Die große Chance des Jour Fixe Termins

 

Du hast mit einem Einzel-Jour Fixe die große Chance in diesen Terminen so viel von deinen Mitarbeitern mitzubekommen, wie sonst nirgends.
Und wenn du erfolgreich sein willst in Führung, musst du an deinen MA dran sein. Du brauchst eine gute Beziehung, die von Wertschätzung und Vertrauen geprägt ist, musst wissen, bei welchen Aufgaben sie ihre Stärken haben und wie du sie optimal einsetzen kannst, was sie motiviert, was sie brauchen um gut arbeiten zu können und wie es ihnen gerade geht.

Für all dies ist der Einzel Jour Fixe eine optimale Lösung. Daher vergib diese Chance nicht.

 

Was dabei zu beachten ist

 

Wie oft du diesen Termin stattfinden lässt, hängt auch von dem Bereich deines Mitarbeiters ab, in dem er tätig ist.
Bei einem Sacharbeiter reicht ein Jour Fixe vielleicht alle 6 Wochen, bei projektbezogenen Aufgaben eher alle 2 Wochen.
Überlege und bespreche mit deinem Mitarbeiter was ein guter Zyklus wäre.

Wichtig ist nur, dass der Termin regelmäßig stattfindet und nicht immer wieder abgesagt wird wegen Terminkollisionen oder Stress.
Das ist nämlich nicht wertschätzend deinem Mitarbeiter gegenüber und der bekommt das Gefühl „Ich bin nicht so wichtig“.
Und selbst wenn es erstmal keine offensichtlichen Themen zu besprechen gibt, setzt euch trotzdem zusammen und nutzt die Zeit für etwas mehr Beziehungsarbeit.
Oftmals kommen in solchen Terminen Infos zutage, von denen man nichts wusste, man lernt den anderen noch besser kennen und stärkt die Beziehung.

Und du weißt ja, eine gute Beziehung zu deinen Mitarbeitern ist die Grundvoraussetzung für erfolgreiche Führung.

 

Das zweite Problem

 

Das zweite Problem was auftaucht bei der Haltung „Meine Tür steht immer offen für meine Mitarbeiter“, ist dass du sie dir damit heranzieht, dass sie dich jederzeit im Büro stören können.
Und auch das habe ich schon oft von Führungskräften gehört, die mir gesagt haben, dass sie kaum Zeit hätten ihre Arbeit zu erledigen, weil ständig einer von ihren Mitarbeitern auf der Matte stehen würde.
Jedes Mal wird man aus der Arbeit herausgerissen, braucht Zeit um sich wieder einzufinden und kann wenig planen, weil so viel Zeit für unvorhergesehene Unterbrechungen draufgeht.
Willst du das wirklich?


Mit der Haltung: „Meine Tür steht jederzeit offen für meine Mitarbeiter“ bedienst du also zwei Probleme:
zum einen mangelt es dir wahrscheinlich an Regelkommunikation und du bekommst dadurch viel zu wenig von deinen Mitarbeitern mit und zum anderen wirst du ständig aus der Arbeit herausgerissen und hast kaum fokussierte Zeit für deine Projekte.

 

Was kannst du stattdessen tun?

 

1.Führe einen Einzel-Jour Fixe mit jedem Mitarbeiter ein
Deine Mitarbeiters können dann ihre Themen sammeln und sie bei diesem Termin mit dir besprechen.
Sollte es zeitlich dringliche Themen geben, können sie dich natürlich weiterhin jederzeit ansprechen.
Aber viele Unterbrechungen ersparst du dir schon, indem sie die Themen bündeln und im Jour Fixe ansprechen.

2.Achte auf regelmäßige Teammeetings
Neben dem Einzel-Jour Fixe sind regelmäßig stattfindende Teammeetings natürlich genauso wichtig. Teammeetings sind optimal um Infos an alle Teammitglieder gleichzeitig wiederzugeben, KPIs zu besprechen oder gemeinsame Themen zu diskutieren.
Auch wird hier das Teamgefühl gestärkt.

3.Erweitere den Entscheidungsspielraum deiner Mitarbeiter
Wenn deine Mitarbeiter immer wieder ins Büro kommen um dir Fragen zu stellen oder Sachen mit dir durchzusprechen, überlege auch einmal, ob das wirklich sein muss. Musst du über alles informiert sein, jede kleine Entscheidung selber treffen?
Oder kannst du den Entscheidungsspielraum für deine Mitarbeiter hier erweitern, so dass sie selber gewisse Entscheidungen treffen können?

 

Mit diesen drei Maßnahmen verschaffst du dir:

 

– mehr zeitlichen Freiraum, weil deine Mitarbeiter nicht mehr ständig in dein Büro kommen.
– Du erhöhst ihre Motivation, wenn sie mehr Entscheidungsspielraum haben
– und verstärkst die Beziehung zu deinen Mitarbeitern, weil du im Jour Fixe Termin viel intensiver mit ihnen sprechen kannst.
– Gleichzeitig bekommst du auch noch mehr mit, wo sie arbeitstechnisch in ihren Projekten gerade stehen.



Vier Gründe um das Führungsprinzip „Meine Tür steht immer offen für meine MA“ fallen zu lassen.
Wie denkst du darüber?
Ich freue mich über deinen Kommentar.


Episodenbild: Photo by LinkedIn Sales Solutions on Unsplash

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